Vor zwei Wochen präsentierte die Deutsche Bahn (DB) einen sehr ambitionierten Zeitplan zum Wiederaufbau der Eifelstrecke: Schon Ende dieses Jahrs sollen die ersten Züge wieder auf dem Abschnitt von Trier nach Auw an der Kyll verkehren, und auf der ganzen Länge der Gesamtstrecke will man „bis zum Sommer 2023 eine erste Befahrbarkeit erreichen“. Leider blieb bisher unbeantwortet, was die DB unter einer „ersten Befahrbarkeit“ versteht. Die Antwort und viele weitere Details liefert nun ein öffentlich zugängliches Dokument von DB NETZE, welches sich mit dem gut 100 km langen Abschnitt von Ehrang bis Nettersheim beschäftigt. Demnach wird der vollständige Wiederaufbau der Eifelhauptstrecke bis mindestens Ende des Jahres 2024 dauern.
Immerhin liegt nun erstmalig eine genaue Schadensübersicht vor, und die hat es absolut in sich: Rund 50 Kilometer beschädigte Gleise, 10 Kilometer neu zu wiederherstellender Bahndämme, mehr als 20 beschädigte Brücken, 29 beschädigte oder zerstörte Bahnübergänge, zahlreiche beschädigte oder zerstörte Stützbauwerke und Flussböschungen, sowie die weitestgehende Zerstörung der Stellwerkstechnik zwischen Gerolstein und Ehrang – das ist die traurige Bilanz der Hochwasserkatastrophe in Bezug auf den rheinland-pfälzischen Teil der Eifelstrecke.
Die zerstörten Stellwerke sollen im Rahmen des Wiederaufbaus der Eifelstrecke durch ein modernes elektronisches Stellwerk (ESTW) ersetzt werden, welches seinen Betrieb zum August 2023 aufnehmen soll. Bis dahin wird zwischen Gerolstein und Ehrang laut DB nur ein eingeschränktes Verkehrsangebot, mit „nur einem Zug pro Richtung“, möglich sein.
„Mit Blick auf den bisherigen Fahrplan bedeutet dies im Idealfall einen 2-Stundentakt zwischen Trier und Gerolstein, abhängig davon, mit welcher Geschwindigkeit der Abschnitt befahren werden kann. Über diese Tatsache hat die DB in ihrer letzten Pressemeldung kein Wort verloren“, so Jens Wießner, Vorsitzender des Eifelquerbahn-Vereins. „Wir erleben nun zum wiederholten Mal, wie die Deutsche Bahn die Menschen mit ihren Aussagen in die Irre führt“, kritisiert Wießner das Verhalten der Deutschen Bahn.
Damit spielt er auch auf die Aussagen der DB zur kurzfristigen Nutzung der Eifelquerbahn an, welche nun immer mehr in den Fokus rückt. „Für die kommende Sitzung des Kreistags Vulkaneifel liegen mittlerweile zwei Anträge zu Eifelquerbahn und Eifelstrecke vor. Möchte man die Resilienz (Widerstandsfähigkeit) des Schienennetzes in der Region verbessern, kommt man an der Reaktivierung der Eifelquerbahn nicht vorbei. Denn wie die Eifel-Börde-Bahn für die Region Euskirchen, so stellt die Eifelquerbahn für die Region Vulkaneifel einen weiteren Zugang zum europäischen Schienennetz dar, den es nun zu nutzen gilt“, so Valentin Michels, stellvertretender Vereinsvorsitzender.
Und dieser Nutzung ist man mittlerweile einen bedeutenden Schritt nähergekommen, hat die Deutsche Bahn doch jüngst mit dem Streckenfreischnitt der Eifelquerbahn begonnen.
In Anbetracht der noch bis mindestens Ende 2024 dauernden Arbeiten an der Eifelstrecke ist es daher richtig, beide Strecken im Blick zu haben. Für die stark zerstörte Eifelstrecke sollte es heißen, alle anstehenden Maßnahmen zukunftssicher zu gestalten. „Die DB hat das Ziel ausgegeben, den Wiederaufbau mit modernster Technik umzusetzen. Daher müssen beim Wiederaufbau der Leit- und Sicherungstechnik, Bahndämme und Bahnübergänge sowie Brücken und weiterer Bauwerke auch der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Eifelstrecke berücksichtigt werden“, so Michels.
Unabhängig davon ist mittlerweile mehr als deutlich geworden, dass die vollständige Wiederherstellung der Eifelhauptstrecke über Gerolstein noch viele Jahre in Anspruch nehmen wird. Aus Vereinssicht liegen die nächsten Schritte daher klar auf der Hand. Bis zum Frühjahr muss die stillgelegte, aber intakte Eifelquerbahn als auf lange Sicht einzige befahrbare Verbindung in die Region Vulkaneifel so weit ertüchtigt werden, dass ein Betrieb, wie er bis ins Jahr 2012 stattgefunden hat, wieder möglich wird. Dann könnte die Strecke nicht nur für Überführungsfahrten und Bauzüge, sondern auch für Personenzüge genutzt werden. In der aktuellen Situation würde hiervon insbesondere die lokale Tourismusbranche profitieren. Aber auch die ohnehin anstehende Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Eifelquerbahn muss nun zügig zum Abschluss gebracht werden.
„Bis Frühjahr nächsten Jahres brauchen wir Klarheit, wie ein reguläres SPNV-Angebot auf der Eifelquerbahn aussehen soll. Dann können die Förderanträge beim Bundesverkehrsministerium gestellt und die weiteren Planungen vorangetrieben werden. Hier gilt es auch den Abschnitt von Mayen nach Kaisersesch mit einzubeziehen, damit die Strecke durchgängig auf die aktuell gültigen Streckenstandards modernisiert werden kann“, so Valentin Michels. Es gilt jetzt, die Eisenbahninfrastruktur der Region fit für die Zukunft zu machen, hierzu zählen: Für die Eifelstrecke der resiliente Wiederaufbau, der zweigleisige Ausbau sowie die Elektrifizierung und für die Eifelquerbahn die Reaktivierung und Modernisierung. Nicht irgendwann – sondern jetzt!
Pressemeldung des Eifelquerbahn e. V. vom 27. September 2021
Nach der Anfang September erfolgten Prüfung der Kyll-Brücke bei Pelm durch die DB Netz AG und den Rangierarbeiten unter Beteiligung der Vulkan-Eifel-Bahn in der vergangenen Woche im Bahnhof Gerolstein, kündigen sich nun weitere Aktivitäten an. Wie mehrere Quellen aus dem Umfeld des Deutsche Bahn (DB) Konzerns übereinstimmend berichten, stehen die Arbeiten zum Freischnitt der Eifelquerbahn unmittelbar bevor. Eine offizielle Bestätigung der DB-Pressestelle sowie des zuständigen Bereichs Mitte der DB Netz auf eine entsprechende Anfrage des Eifelquerbahn-Vereins stehe aktuell allerdings noch aus, so Jens Wießner, Vorsitzender des Eifelquerbahn-Vereins.
Deutlich schneller reagierte dagegen die DB Regio AG. So standen die im Auftrag der DB Regio durchgeführten Rangierarbeiten in der vergangenen Woche im Zusammenhang mit den Modernisierungsmaßnahmen im Bahnhof Gerolstein. Um diese nicht zu behindern, wurden die beiden am Bahnsteig gestrandeten Fahrzeuge in der letzten Woche erfolgreich in den Abstellbereich des Bahnhofs rangiert, wie die DB Regio auf Anfrage des Eifelquerbahn-Vereins mitteilte.
Dabei wird die momentan ruhende Modernisierungsmaßnahme von den aktuellen Entwicklungen gerade eingeholt. So fordert nun auch der Rat der Verbandsgemeinde Gerolstein in einer einstimmig verabschiedeten Resolution eine bessere Anbindung der Region ans Schienennetz. Hierzu gehören die Reaktivierung der Eifelquerbahn im regulären Betrieb, der zweigleisige Ausbau der Eifelstrecke sowie deren Elektrifizierung. Und genau hier liegt das Problem, denn die Höhe der aktuell in Bau befindliche Fußgängerüberführung reicht nicht für eine spätere Elektrifizierung aus, wie DB Station&Service bereits im Februar dieses Jahres gegenüber dem Eifelquerbahn-Verein bestätigte. Hier gilt es nun zu prüfen, wie die Baumaßnahmen am besten an die neuen Anforderungen angepasst werden können.
Aber auch die Planungen zur schrittweisen Wiederinbetriebnahme der Eifelstrecke gilt es erneut zu prüfen, zeichnet sich doch nun die Möglichkeit ab, unter Nutzung der Eifelquerbahn den Abschnitt Gerolstein – Nettersheim deutlich früher wieder in Betrieb zu nehmen.
„Der überwiegende Teil der Pendler nutzt die Eifelstrecke für Fahrten in Richtung Köln. Zöge man nun die Arbeiten im 39 Kilometer langen Abschnitt Gerolstein – Nettersheim vor, so könnte bereits im Frühjahr 2022 ein Großteil der Strecke in Richtung Köln wieder befahrbar sein. Hiervon würden sowohl Berufspendler als auch Schüler durch deutlich kürzere Fahrzeiten gegenüber dem Schienenersatzverkehr (SEV) profitieren“, so Valentin Michels, stellvertretender Vorsitzender des Eifelquerbahn-Vereins.
Unabhängig davon wird die Region noch bis weit ins Jahr 2023 hinein nur eingeschränkt aus Richtung Köln/Bonn erreichbar sein, ein Problem, welches vor allem den Tourismussektor trifft. „Mit Blick auf die kommende Saison brauchen wir gute Lösungen, wie wir Rad- und Wandertouristen, auch ohne Auto, in die Region bekommen. Eine reaktivierte Eifelquerbahn könnte hier einen wichtigen Beitrag leisten“, ist Wießner überzeugt.
Sein Vorschlag: „Wir müssen Land, Deutsche Bahn, den Zweckverband SPNV-Nord, Kommunen und mögliche Partner an einen Tisch bringen, um gemeinsam ein kurzfristig umsetzbares Konzept zu erarbeiten. Hier sehen wir insbesondere das Land in der Verantwortung, die Kommunen in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen.“
Pressemeldung des Eifelquerbahn e. V. vom 22. September 2021
Auch mehr als 8 Wochen nach der Hochwasserkatastrophe ist der Bahnhof Gerolstein weiterhin nicht über die Schiene zu erreichen, trotzdem sollte es am 15. September, erstmals seit zwei Monaten, wieder Zugbetrieb in Gerolstein geben.
Wegen der durch die Flutkatastrophe verursachten Schäden an den Triebfahrzeugen der DB Regio NRW können sich diese nicht mehr aus eigener Kraft fortbewegen. Da war es Glück im Unglück, dass im benachbarten Betriebsgeländer der Vulkan-Eifel-Bahn (VEB) eine ebenfalls eingeschlossene, aber unbeschädigte Lok zur Verfügung stand.
So machte man sich Mittwoch morgens auf den Weg vom Betriebsgelände der VEB in Richtung Bahnhof Gerolstein. Unter normalen Umständen nichts Spektakuläres, aktuell aber nun eine größere Herausforderung, wurde beim Hochwasser doch auch die gesamte Leit- und Sicherungstechnik zerstört. Anstatt die Weichen einfach vom Stellwerk aus zu stellen, mussten alle benötigten Weichen vor Ort „händisch“ betätigt werden. Erst dann konnten sich die Loks im Schritttempo auf den Weg in Richtung Bahnhof machen. In der mehr als zwei Stunden dauernden Aktion wurden die beiden am Bahnsteig von Gleis 4 gestrandeten Fahrzeuge in den Abstellbereich des Bahnhofs überführt.
Aber wozu das Ganze? Die Werkstatt in Köln wird man frühestens in zwei Jahren über die Eifelstrecke erreichen können, strebt die Deutsche Bahn doch nach eigener Aussage eine „erste Befahrbarkeit“ der gesamten Eifelstrecke bis Sommer 2023 an, wobei der Abschnitt zwischen Nettersheim und Kall als letztes in Betrieb gehen soll. Inwieweit die Infrastruktur dann bereits wieder einen regulären Stundentakt, entsprechend dem bis zum 14. Juli 2021 gültigen Fahrplan erlaubt, bleibt abzuwarten.
Auf Anfrage des Eifelquerbahn-Vereins teilte ein Vertreter der DB Regio AG mit, man sehe in der Bergung der Triebwagen über die Eifelquerbahn eine kurzfristige Möglichkeit, die Fahrzeuge zur Instandsetzung zu überführen.
„Mit der gestrigen Aktion steht fest, dass sowohl die Fahrzeuge rollfähig sind als auch die benötigten Fahrstraßen manuell gestellt werden können. Was jetzt noch fehlt, ist eine offizielle Aussage der DB Netz AG zum Ergebnis der Untersuchung der Eifelquerbahn, hier insbesondere der Kyllbrücke bei Pelm. Der Freischnitt der Strecke könnte dann, mit maschineller Unterstützung, innerhalb weniger Wochen abgeschlossen werden“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner.
Geht man davon aus, dass die gestrige Aktion nicht zum Spaß durchgeführt wurde, so spricht einiges dafür, dass die Untersuchungsergebnisse mittlerweile vorliegen dürften und sowohl DB Regio als auch die Vulkan-Eifel-Bahn auf eine baldige Überführung ihrer beschädigten Fahrzeuge über die stillgelegte, aber intakte Eifelquerbahn in die Werkstatt hoffen dürfen.
Pressemeldung des Eifelquerbahn e. V. vom 16. September 2021
Nach der anfänglich sehr zurückhaltenden Reaktion der Deutschen Bahn in Bezug auf eine mögliche Nutzung der Eifelquerbahn im Rahmen des Wiederaufbaus der Eifelstrecke, gibt es nun doch erste Aktivitäten in diese Richtung. So sind seit einigen Tagen Mitarbeiter der DB Netz AG mit der Überprüfung der Kyll-Brücke bei Pelm beschäftigt. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der Instandsetzung der nach dem 2. Weltkrieg nur als Behelfsbrücke wiederaufgebauten Kyll-Brücke bei Pelm, welche seit einem TÜV-Gutachten aus dem Jahr 2014 als problematisch gilt.
„Leider wurde es in den letzten 75 Jahren versäumt, dieses Provisorium durch einen Neubau zu ersetzen“, so Valentin Michels, stellvertretender Vorsitzender des Eifelquerbahn-Vereins. Dieser vermeintliche Nachteil könnte sich nun aber als Vorteil für die anstehende Sanierung erweisen: „Die modulare Bauweise von Behelfsbrücken macht eine Instandsetzung einfacher. Wir haben bereits im Jahr 2019 mit einem Brückenbauingenieur über konkrete Vorschläge zur Sanierung der Pelmer Brücke gesprochen“, so Michels.
Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten kann mit der Bergung der in Gerolstein gestrandeten Fahrzeuge begonnen werden. „Alleine die vier in Gerolstein gestrandeten Fahrzeuge der DB Regio NRW dürften zusammen einen Wert von mehr als 16 Millionen Euro haben. Ohne eine Bergung über die Eifelquerbahn würde man diese nach Wiederherstellung der Eifelstrecke nur noch für teures Geld entsorgen können“, so Jens Wießner, Vorsitzende des Eifelquerbahn Vereins. Ähnlich sähe es dann auch für die durch die Flutkatastrophe beschädigten Fahrzeuge der Vulkan-Eifel-Bahn aus.
Nach der Bergung der Fahrzeuge gilt es, schnellstmöglich die Wiederherstellung der Eifelstrecke in Richtung Birresborn anzugehen, befindet sich doch in diesem 7 Kilometer langen Abschnitt die Verladestelle „Gerolstein Basalt“, von der aus der zum Wiederaufbau benötigte Gleisschotter direkt auf die Bahn verladen werden kann. Beim Wiederaufbau gilt es auch, die Eifelstrecke fit für die Zukunft zu machen und bereits heute die notwendigen Voraussetzungen für die Elektrifizierung und den zweigleisigen Ausbau zu schaffen.
„In Nordrhein-Westfalen gibt es bereits einen Beschluss des nvr (Nahverkehr Rheinland) mit der konkreten Forderung, sowohl die Elektrifizierung als auch den zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke beim Wiederaufbau zu berücksichtigen, um so die Attraktivität der Eifelstrecke nachhaltig zu verbessern. Aber auch aus Rheinland-Pfalz werden ähnliche Forderungen immer lauter“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins. „Wir stehen aktuell im Austausch mit den Bundestagskandidaten sowie den Landes- und Kommunalvertretern. Der zukunftssichere Wiederaufbau der Eifelstrecke wird auch hier als dringliche Forderung angesehen und auch die Einbeziehung der Eifelquerbahn für einen schnelleren Wiederaufbau der Eifelstrecke ist durchweg auf positive Resonanz gestoßen“, so Wießner weiter.
Pressemeldung des Eifelquerbahn e. V. vom 03. September 2021