Auf 177 Seiten stellen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP ihre Pläne für die Regierungsarbeit der kommenden vier Jahre auf Bundesebene vor. Für eine erste große Überraschung dürfte hierbei die Verteilung der Ministerien gesorgt haben. So stellen nicht die Grünen, sondern die FDP den künftigen Bundesverkehrsminister. Mit Volker Wissing hat die FDP einen in Rheinland-Pfalz wohlbekannten Kandidaten für das Amt des Bundesverkehrsministers nominiert, war er doch bis Mai 2021 Verkehrsminister der rheinland-pfälzischen Ampelkoalition.
Im Verkehrsbereich setzt die neue Bundesregierung klare Akzente. So will man erstmals deutlich mehr Geld in die Schiene als in die Straße investieren. Aus Sicht der drei Partner muss die Bahn in ganz Deutschland zum Rückgrat der Mobilität werden – auch im ländlichen Raum. Hierzu passt das klare Bekenntnis zur Reaktivierung stillgelegter Strecken.
Ein Großteil des deutschen Streckennetzes befindet sich im Besitz der DB Netz AG, welche damit in den Jahren 2017 bis 2019 einen durchschnittlichen Gewinn von 433 Mio. €/Jahr eingefahren hat. Bisher ist die DB Netz AG dazu verpflichtet, ihren kompletten Gewinn an die Konzernmutter abzuführen, daher hatte diese ein natürliches Interesse daran, die Kosten möglichst niedrig zu halten und andererseits einen großen Gewinn zu erwirtschaften. Daher wurden ungenutzte Strecken von der DB Netz AG als verlustbringender Ballast betrachtet und stillgelegt, vernachlässigt oder verkauft. Dies will die neue Bundesregierung nun ändern und die beiden Unternehmen DB Netz und DB Station und Service zu einer neuen gemeinwohlorientierten Infrastruktursparte innerhalb der Deutschen Bahn AG zusammenlegen.
„Mit Schieneninfrastruktur lässt sich gutes Geld verdienen, und endlich sollen diese Einnahmen wieder komplett ins Schienennetz zurückfließen“, freut sich Valentin Michels, stellvertretender Vorsitzender des Eifelquerbahn-Vereins. „Hätte es diese Regelung schon vor 10 Jahren gegeben, sähe das Mobilitätsangebot in der Vulkaneifel heute ganz anders aus. Selbst bei den für eine Reaktivierung der Eifelquerbahn überzogen hoch geschätzten Kosten von damals 40 Mio. € hätte man 2012 fünf Strecken von der Länge der Eifelquerbahn reaktivieren können, hat die DB Netz AG doch 2012 einen Gewinn von knapp 200 Mio. € eingefahren“, so Michels weiter.
„Unter den neuen Rahmenbedingungen gilt es daher, nochmals über die bisherige Ablehnung der DB Netz AG zur kurzfristigen Reaktivierung der Eifelquerbahn zu reden. Wir sind daher sehr auf die Antwort des DB Netz-Vorstandsvorsitzenden Frank Sennhenn auf unseren offenen Brief vom 15. November gespannt“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner. „Es geht jetzt darum, die Strecke in einem ersten Schritt so weit instand zu setzen, dass der betriebsfähige Status von 2012 wieder hergestellt wird. Dann könnten bereits im kommenden Jahr wieder Züge zwischen Kaisersesch und Gerolstein verkehren“, so Wießner weiter. Immerhin wurde die Strecke jüngst aufwändig freigeschnitten und nutzbar gemacht, so dass eine Reaktivierung für einen Vorlaufbetrieb umso einfacher zu realisieren wäre.
Parallel dazu gilt es die bereits vor anderthalb Jahren beschlossene Machbarkeitsstudie mit dem nötigen Nachdruck voranzutreiben, um schnellstmöglich Klarheit über die weiteren Schritte hin zu einer vollwertigen SPNV-Reaktivierung der Eifelquerbahn zu erhalten.
„Wir haben jetzt die Chance die Weichen für die Aufnahme eines Vorlaufbetriebs auf der Eifelquerbahn zu stellen. Nach Gesprächen mit Vertretern des Landkreis Vulkaneifel und des Landes Rheinland-Pfalz wollen wir nun schnellstmöglich den Kontakt zum neuen Bundesverkehrsminister aufnehmen“, so Michels.
Pressemeldung des Eifelquerbahn e. V. vom 27. November 2021
Mit einiger Verspätung, bedingt durch die Corona-Pandemie, fand am vergangenen Wochenende die Mitgliederversammlung des Eifelquerbahn-Vereins in Masburg statt. Durch zahlreiche Gespräche im Vorfeld der Versammlung ist es gelungen, weitere Mitglieder für die Vorstandsarbeit zu gewinnen, freuen sich die beiden einstimmig im Amt bestätigten Vereinsvorsitzenden, Jens Wießner und Valentin Michels.
Einen weiteren Grund zur Freude lieferte die DB Netz AG. „Von Seiten des Anlagen- und Instandhaltungsmanagement der DB Netz AG wurden wir am Montag darüber informiert, dass die Kyllbrücke bei Pelm durch einen Fachexperten für die Bergungsfahrten freigegeben wurde“, so Valentin Michels. Damit ist jetzt der Weg frei, um die mehr als 20 in Gerolstein eingeschlossenen Fahrzeuge von DB Regio und Vulkan-Eifel-Bahn in den nächsten Wochen sukzessive zu überführen.
Bei der einmaligen Nutzung für die Bergung soll es aus Sicht des Vereins aber nicht bleiben. Denn das nun deutlich verstärkte Team hat ein klares Ziel vor Augen: Neben dem Abtransport der in Gerolstein festsitzenden Fahrzeuge soll die Eifelquerbahn sowohl für einen schnelleren Wiederaufbau der Eifelhauptstrecke als auch für die kurzfristige Wiederanbindung der Region an das Schienennetz genutzt werden.
Hierzu wenden sich die beiden Vereinsvorsitzenden in einem offenen Brief an den Vorstandsvorsitzenden der DB Netz AG, Herrn Frank Sennhenn. Dabei ist die Idee nicht neu, die Eifelquerbahn auch für den Wiederaufbau der Eifelhauptstrecke zu nutzen, hatte der Verein doch bereits vor einiger Zeit diese Möglichkeit ins Spiel gebracht. Nach Aussagen einer DB-Pressesprecherin stehe dem Ansinnen aber eine mehrjährige Planungs- und Umsetzungsphase für den Neubau der Kyll-Brücke bei Pelm entgegen.
Von Seiten der DB-Pressestelle wurde allerdings übersehen, dass die DB Netz AG bereits im Jahr 2015 zu der Erkenntnis gelangt ist, dass auch eine deutlich schneller und kostengünstiger umsetzbare Sanierung der vorhandenen Brücke möglich ist. Diese Informationen hat die DB den Übernahmekandidaten der Strecke höchstselbst zur Verfügung gestellt. Durch Sanierung statt Neubau der Kyll-Brücke stünde die Eifelquerbahn zeitnah sowohl für Bauzüge als auch für einen Vorlaufbetrieb im Personenverkehr, ähnlich der aktuell in Reaktivierung befindlichen Strecke Euskirchen – Zülpich (Eifel-Bördebahn), zur Verfügung.
Auch der vom Konzernbevollmächtigten für Rheinland-Pfalz und das Saarland, Herrn Dr. Klaus Vornhusen, vorgebrachte Einwand, dass die stillgelegte Eifelquerbahn nicht für öffentliche Verkehre genutzt werden dürfe, stellt kein wirkliches Hindernis dar.
„Wir haben uns in dieser Angelegenheit bereits im November 2020 an den Geschäftsführer Eisenbahn des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, Martin Henke, gewandt. Er bestätigte uns, dass eine Streckenstilllegung kein größeres Hindernis bei der Wiederinbetriebnahme darstelle, die DB Netz AG müsse nur eine neue Betriebsgenehmigung beantragen. Dieser Vorgang wurde bereits mehrfach durchexerziert“, so der Vereinsvorsitzende Jens Wießner.
Mit Blick auf die anhaltenden Probleme nach der Wiederaufnahme des Betriebs auf dem ersten Abschnitt der Ahrtalbahn sei nun Eile geboten, so die beiden Vereinsvorsitzenden.
„Der Abschnitt der Eifelhauptstrecke von Trier nach Gerolstein ist mehr als fünfmal so lang wie der aktuell in Betrieb genommene Abschnitt der Ahrtalbahn; entsprechend länger wird hier der Wiederaufbau dauern. Zudem ist auf der Eifelhauptstrecke die Leit- und Sicherungstechnik weitestgehend zerstört worden, so dass man dort ohnehin auf lange Zeit nur ein stark ausgedünntes Verkehrsangebot mit reduzierter Geschwindigkeit realisieren kann“, so Valentin Michels. Vor diesem Hintergrund sei eine weitere Anbindung über die Eifelquerbahn unerlässlich für die Region.
Durch einen schnelleren Wiederaufbau der Eifelhauptstrecke von Gerolstein aus könnten auch die Schülerverkehre auf der Eifelhauptstrecke deutlich früher wieder zurück auf die Schiene verlagert werden.
Eine deutlich schnellere Umsetzung der Bauarbeiten sei auch das Ziel der DB Netz AG, wie diese im Rahmen einer Pressemeldung zum aktuellen Stand der Flutschäden am 12. November 2021 mitteilt.
Mit der Eifelquerbahn verfügt die DB Netz AG bereits über die notwendige Infrastruktur, um diesem Ziel einen entscheidenden Schritt näher zu kommen; sie muss nur genutzt werden!
Pressemeldung des Eifelquerbahn e. V. vom 16. November 2021
Bis Mitte dieses Monates sollen die Vegetationsarbeit an der Eifelquerbahn abgeschlossen werden, so eine Pressesprecherin der Deutschen Bahn (DB) gegenüber dem Eifelquerbahn-Verein. Damit die Arbeiten nach dem sehr gemächlichen Start wie geplant abgeschlossen werden können, hat die DB das dafür notwendige Personal an der Strecke aufgestockt.
Mittlerweile laufen die Arbeiten an mehreren Stellen parallel. Während ein Zweiwege-Bagger zwischen Utzerath und Ulmen unterwegs ist, um die Strecke weitläufig freizuschneiden, hat sich ein weiterer Trupp bereits bis hinter den Bahnhof Daun vorgearbeitet und somit die Strecke für den Einsatz des Zweiwegebaggers vorbereitet. Darüber hinaus hat eine weitere Firma im Bereich des ehemaligen Bahnhofs Dockweiler mit den Vegetationsarbeiten begonnen.
Nach Auskunft der DB-Pressesprecherin führt man parallel zu den Vegetationsarbeiten eine Sichtkontrolle der Schieneninfrastruktur sowie Messungen zur Ermittlung der Gleislage und der Schienenqualität durch. Daneben ist auch eine Instandsetzung der Bahnübergänge entlang der Strecke zu beobachten. „An zahlreichen Bahnübergängen wurden die Spurrillen freigelegt und fehlende oder defekte Andreaskreuze ersetzt“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner.
Ziel der ganzen Maßnahmen sei eine sichere Überführung der Fahrzeuge aus Gerolstein, so die Pressesprecherin der DB. Dafür bedarf es allerdings auch der Befahrbarkeit der Kyll-Brücke bei Gerolstein, welche von der DB weiterhin geprüft werde, so die DB-Pressesprecherin weiter.
„Es klingt wenig plausibel, dass die DB aktuell den ganzen Aufwand betreibt, ohne zu wissen, ob die Kyll-Brücke überhaupt befahren werden kann“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins. Der Verein hat die DB daher um nähere Informationen gebeten; eine Antwort steht hier aktuell noch aus. Dabei sollte die DB bereits über alle notwendigen Informationen verfügen.
„Nach uns vorliegenden Hinweisen hat ein Prüfingenieur im Auftrag der DB bereits im Jahr 2015 festgestellt, dass die Kyll-Brücke saniert werden kann“, so Wießner weiter. Nun ist es an der Zeit, diese Sanierung schnellstmöglich umzusetzen, hatte die Deutsche Bahn bei einem Termin in Mechernich doch bereits weitere Verzögerungen bei der Wiederherstellung der durchgehenden Befahrbarkeit der Eifelstrecke angedeutet.