„Auch als Triererin freue ich mich, denn die elektrifizierte Eifelstrecke sichert langfristig Voraussetzungen für die Direktverbindung von Trier über die Eifelstrecke bis nach Köln“, so die Ministerpräsidentin.
Gemeinsam mit der Deutschen Bahn AG (DB Netz AG, DB Station & Service AG und DB Energie GmbH) und dem Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV Nord) habe das Klimaschutzministerium heute den Weg für die Elektrifizierung der Ahrtalbahn und der Eifelstrecke freigemacht. Mit der Unterzeichnung des Finanzierungsvertrags durch Ministerin Katrin Eder sei man jetzt erste konkrete Schritte weitergegangen. Durch den Bau von Oberleitungen und entsprechenden technischen Anpassungen der Infrastruktur werden Streckenteile, die zuvor nur durch dieselbetriebene Züge befahren wurden, für den Betrieb mit modernen, elektrisch angetriebenen Zügen nutzbar. „Zusätzlich zu den Mitteln aus dem Wiederaufbaufonds für die Wiederherstellung der Bahnstrecken investieren Bund und Land damit insgesamt 388 Millionen Euro in die Elektrifizierung der beiden Strecken, davon 80 Millionen Euro Landesmittel“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer weiter.
Insgesamt werden für die Elektrifizierung rund 388 Millionen Euro aufgewendet. Davon sind rund 308 Millionen Euro Bundesmittel und rund 80 Millionen Euro Landesmittel. Die Elektrifizierung stärke langfristig den Schienenpersonennahverkehr als nachhaltige, ressourcenschonende und klimafreundliche Mobilitätsalternative zum Individualverkehr in der Region. Eine Elektrifizierung der Ahrtalbahn und der Eifelstrecke entspreche somit auch dem im Koalitionsvertrag der Landesregierung Rheinland-Pfalz festgelegten Ziel, den ÖPNV weiterzuentwickeln und den neuen Herausforderungen anzupassen, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Klimaschutzministerin Katrin Eder weiter.
„Bei der Erreichung der Klimaziele fällt dem ÖPNV eine Schlüsselrolle zu. Deutsche Bahn, SPNV Nord und das Land Rheinland-Pfalz stellen mit der Elektrifizierung die Weichen für aktiven Klimaschutz, indem der Schienenverkehr künftig auf den betroffenen Strecken emissionsfrei betrieben wird. Hier wird der Wiederaufbau nach der verheerenden Flutkatastrophe als Chance genutzt, um den Öffentlichen Nahverkehr zukunftsfähig und klimaneutral zu realisieren“, erklärte Umwelt- und Klimaschutzministerin Katrin Eder. Nachdem die Schieneninfrastruktur in den betroffenen Gebieten durch die Flutkatastrophe stark beschädigt bis völlig zerstört worden sei, werde so sichergestellt, dass die zerstörten Bahnstrecken nicht nur komplett wiederaufgebaut, sondern gleichzeitig den Anforderungen an einen modernen, klimafreundlichen Schienennahverkehr genügen würden.
„Knapp ein Jahr nach der Flut legen wir heute mit der Finanzierungsvereinbarung einen weiteren Grundstein für einen hochmodernen Bahnverkehr an Ahr und Eifel. Dort, wo unsere Infrastruktur vor einigen Monaten noch massiv geschädigt war, bauen wir gemeinsam die alte Schieneninfrastruktur nicht nur wieder auf, sondern machen die Strecke mit der Elektrifizierung direkt fit für einen nachhaltigeren Verkehr in der Region“, so Jens Bergmann, Vorstand Infrastrukturplanung und -projekte, DB Netz AG. „Künftig können elektrisch betriebene Züge auf der Ahrtalbahn und Eifelstrecke in Rheinland-Pfalz verlässlicher, leiser und pünktlicher fahren. Damit wollen wir noch mehr Menschen für die klimafreundliche Schiene gewinnen. Durch den engen Schulterschluss mit dem Land, dem SPNV Nord und dem Bund wird dies möglich.“
„Wir sind sehr dankbar, dass aus dieser fürchterlichen Hochwasser-Katastrophe am 14.07.21 so eine Chance für beide stark zerstörte Strecken an Kyll und Ahr erwächst. So werden neue Fahrplankonzepte mit elektrischen Fahrzeugen möglich, damit sowohl Verkehrs- als auch Klimawende gelingen können“, freut sich Verbandsvorsteher Landrat Achim Hallerbach. Bei der Ahrtalbahn wird die Bahnstrecke von Remagen über Bad Neuenahr-Ahrweiler bis Ahrbrück elektrifiziert. Das sind 12 Kilometer eingleisiger Streckenverlauf, 14 Kilometer zweigleisiger Streckenverlauf und 1,8 Kilometer Bahnhofsgleise. Bei der Eifelstrecke beginnt die Elektrifizierung in Trier-Ehrang und geht bis zur Landesgrenze in Nordrhein-Westfalen. Der betroffene Abschnitt in Rheinland-Pfalz teilt sich auf in 50,1 Kilometer eingleisigen Streckenverlauf, 21,8 Kilometer zweigleisigen Streckenverlauf und 30,6 Kilometer an Bahnhofsgleisen.
Die drei Vertragsparteien verfolgen das Ziel, jeweils die Ahrtalbahn und die Eifelstrecke für den elektrischen Eisenbahnbetrieb auszubauen und die bestehende Strecke mit einer Oberleitung auszustatten. Mit der Elektrifizierung des Schienennetzes und dem damit verbundenen Einsatz moderner Elektrozüge statt der bisher verkehrenden Dieseltriebwagen setzen das Land und die Eisenbahninfrastrukturunternehmen gemeinsam mit dem Bund, der das Ziel verfolgt 75 Prozent des Schienennetzes bis 2030 zu elektrifizieren, ein Signal zur Verringerung des CO2-Ausstoßes auf der Schiene.
Pressemeldung der Landesregierung von Rheinland-Pfalz vom 14. Juni 2022
Noch laufen die Wiederaufbauarbeiten an der Eifelstrecke, da werfen bereits die Arbeiten zur Elektrifizierung der Strecke ihre Schatten voraus. Nach aktuellen Planungen sollen die Wiederaufbauarbeiten bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 so weit fortgeschritten sein, dass die Strecke zwischen Köln und Trier wieder durchgehend befahren werden kann. Aktuell warten allerdings noch gut 87 der insgesamt 163 Streckenkilometer auf die Wiederinbetriebnahme. Sollte es zu keinen weiteren Verzögerungen kommen, gehen im Juni die nächsten 15 Kilometer, 6 davon in Rheinland-Pfalz, wieder in Betrieb.
Schon kurz nach der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 gab es erste Überlegungen, die Eifelstrecke im Rahmen des Wiederaufbaus zu elektrifizieren. Während in Nordrhein-Westfalen (NRW) bereits im Februar dieses Jahres die entsprechenden Verträge zur Elektrifizierung unterschrieben wurden, steht der entsprechende Vertragsabschluss in Rheinland-Pfalz immer noch aus. Da es in NRW bereits konkrete Vorplanungen zur Elektrifizierung der Eifelstrecke von Köln bis Kall gab, liegen hier schon erste Informationen über den zeitlichen Ablauf der hierfür notwendigen Arbeiten vor.
Wie einer Vorlage zur Hauptausschuss-Sitzung des Zweckverbandes Nahverkehr Rheinland (NVR, zuständig für den Streckenteil in NRW) vom 03. Juni 2022 zu entnehmen ist, beginnen im Jahr 2025 die Arbeiten im Streckenteil zwischen Euskirchen und Kall. Hierzu wird der gut 23 Kilometer lange Abschnitt allerdings für 25 Wochen voll gesperrt.
„Wir begrüßen, dass der Startschuss zur Elektrifizierung der Eifelstrecke nun feststeht. Dass die Deutsche Bahn AG (DB) die Strecke dafür komplett sperrt, ist zwar ärgerlich, kommt aber nicht überraschend“, so Jens Wießner, Vorsitzender des Eifelquerbahn-Vereins. Dieser nimmt damit Bezug auf die Pressemeldung der DB vom 30. Mai 2022, in der Konzernchef Lutz bereits ankündigte, dass bei größeren Baumaßnahmen mit längeren Sperrpausen zu rechnen sei. In der Folge ist mit weiteren längerfristigen Streckensperrungen im Rahmen der Elektrifizierung der Eifelstrecke zu rechnen. Wie einer vom Zweckverband SPNV Nord (zuständig für den Streckenteil in RP) veröffentlichten Präsentation der DB Netz AG zu entnehmen ist, sollen die Arbeiten zur Elektrifizierung der Eifelstrecke bis 2027 abgeschlossen werden.
„Mit der Elektrifizierung lässt sich nicht nur der Betrieb auf der Eifelstrecke klimafreundlicher gestalten, durch die bessere Beschleunigung der elektrischen Triebwagen sind auch kürzere Fahrzeiten zwischen Köln und Trier möglich“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins. Um einen entsprechenden Fahrzeitgewinn und mehr Fahrplanstabilität realisieren zu können, müssen einzelne bisher eingleisige Abschnitte der Eifelstrecke wieder zweigleisig ausgebaut werden, wie es vor dem Zweiten Weltkrieg der Fall war. Ohne diesen Ausbau gingen die Fahrzeitgewinne durch längere Standzeiten an den bisherigen Kreuzungsmöglichkeiten wieder verloren.
„Mittelfristig bringen diese Maßnahmen enorme Vorteile für die Region, kurzfristig bedeuten sie allerdings massive Einschränkungen, sowohl für Pendler als auch Touristen. Auch die im Bahnbetriebswerk Gerolstein ansässigen Eisenbahnunternehmen sind auf eine Anbindung in Richtung Köln angewiesen. Dies unterstreicht noch einmal die Notwendigkeit der von uns bereits seit dem letzten Jahr geforderten kurzfristigen Wiederinbetriebnahme der jüngst aufwendig instandgesetzten Eifelquerbahn von Kaisersesch bis Gerolstein. Schaut man auf die aktuellen Planungen, so ist frühestens in 5 Jahren mit einer Normalisierung auf der Eifelstrecke zu rechnen“, so Noah Wand, Vorstandsmitglied des Eifelquerbahn-Vereins. Dies spricht für eine zeitnahe Wiederaufnahme der Verkehre auf der Eifelquerbahn.
Eine Entscheidung hierzu kann aber nur unter Beteiligung des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz getroffen werden, wie die DB Netz AG gegenüber dem Eifelquerbahn-Verein bestätigte. Nachdem im Vorfeld der Überführungsfahrten vom Januar dieses Jahres die Eifelquerbahn durch die DB Netz AG überprüft und repariert wurde, sollte man dort auch alle Maßnahmen benennen können, die notwendig sind, um den Status von 2012 wiederherzustellen, als die Strecke letztmalig regulär befahren wurde.
Bisher zahlt das Land Rheinland-Pfalz für die Vorhaltung der Eifelquerbahn im nicht betriebsbereiten Zustand, während das vom Zweckverband SPNV Nord beauftragte Ingenieurbüro mit Hochdruck an der entsprechenden Konzeption zur Reaktivierung der Eifelquerbahn im regulären Personennahverkehr arbeitet. Die Umsetzung dieses Vorhabens wird allerdings mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Ein deutlich schneller realisierbarer Zwischenschritt wäre die Nutzung der Eifelquerbahn im touristischen Bereich, wovon im Hinblick auf die Einschränkungen an der Eifelstrecke die ganze Region profitieren würde. „Die Terminfindung mit dem Mobilitätministerium zum Gespräch die Eifelquerbahn gestaltet sich leider schwierig; dabei wäre es wichtig nun zeitnah die richtigen Weichenstellung zu treffen, ist das Bahnnetz im Norden von Rheinland-Pfalz doch im Vergleich zum Süden recht überschaubar. Für mehr Resilienz im Netz braucht es daher Strecken wie die Eifelquerbahn und das nicht irgendwann, sondern jetzt“, so Jens Wießner.
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