Kosten und Nutzen

Verkehrsinfrastruktur gibt es nicht zum Null-Tarif, weder bei der Bahn, noch beim Auto oder dem Fahrrad. Daher gilt es sich selbstverständlich auch einmal mit dem Thema Kosten näher auseinanderzusetzen.

Interessanterweise kommt eine Kostendiskussion überwiegend bei Bahn bezogenen Projekten auf. Während es keine Diskussionen über den 2,6 Kilometer langen und 35 Millionen Euro teuren Abschnitt der A1 bei Daun gab, wurden die veranschlagten 40 Millionen Euro für 52 Kilometer Bahnstrecke als zu teuer und unwirtschaftlich abgelehnt.

Und so verwundert es nicht, dass auch beim aktuellen Anlauf zur Reaktivierung der Eifelquerbahn wieder vereinzelte Stimmen aufkommen, die sich Sorgen wegen der Kosten machen.

Ein alleiniger Blick auf die „Summe unterm Strich“ reicht allerdings nicht aus, um ein Projekt objektiv bewerten zu können, gilt es doch weitere, gewichtige, Aspekte zu berücksichtigen. Seit mehr als 35 Jahren werden daher Verkehrswegeinvestitionen im schienengebunden SPNV im Rahmen der „Standardisierte Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen im schienengebundenen ÖPNV“ auf ihren volkswirtschaftlichen Nutzen hin überprüft [1].

Schon seit mehreren Jahren wird allerdings kritisiert, dass dieses Verfahren primär auf Großprojekte ausgerichtet ist und auch der Umweltaspekt nur unzureichend Berücksichtigung findet. Dieser Kritik hat sich auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer angeschlossen und im Dezember 2020 eine Überarbeitung des Bewertungsverfahrens angekündigt [2]. Hierbei soll u.a. der deutliche Umweltvorteil der Bahn gegenüber dem Auto stärker gewichtet werden, um somit Vorhaben im Nah- und Regionalverkehr zeitnah realisieren zu können.

Aber auch in anderen Aspekten liegt die Bahn kostentechnisch deutlich vor dem Auto. So führte das schweizerische Infras Institut im Auftrag der Allianz pro Schiene im Jahr 2019 eine Studie zum Thema „Externe Kosten des Verkehrs in Deutschland“ durch [3]. Hierbei ermittelten die Gutachter die von Straßen, Schienen, Luft- und Binnenschiffverkehr verursachten Kosten, die durch die Mobilitätsteilnehmenden verursacht, jedoch nicht von ihnen selber getragen werden.

Demnach lagen diese, durch die Allgemeinheit zu tragenden, Kosten im Jahr 2017 bei rund 149 Mrd. Euro, wovon 141 Mrd. Euro auf den Straßenverkehr entfielen. Um die Kosten besser miteinander vergleichen zu können, haben die Gutachter diese auf €-cent/Pkm umgerechnet. Demnach verursacht jeder mit dem PKW zurückgelegte Kilometer externe Kosten in Höhe von 10,80 Cent/Pkm, wohingegen im Nahverkehr der Bahn nur Kosten in Höhe von 4,01 Cent/Pkm verursacht werden.

Auch bei den Infrastruktur-Folgekosten gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Straße und Schiene. So liegt die Haltbarkeit von Asphaltdecken im Straßenverkehr bei 12 – 18 Jahren, während Eisenbahnschienen typischerweise eine Lebensdauer von 30-60 Jahren aufweisen.

Ebenfalls sind die immer wieder angeführten Kosten von 6 Millionen Euro für den Neubau der Brücke bei Pelm im Verhältnis zur Nutzungsdauer zu betrachten. Das aktuelle Bauwerke ist eine vor mehr als 70 Jahren errichtete Behelfsbrücke, welche in der Vergangenheit nur ungenügend instandgehalten wurde. Beim Neubau reden wir von einem vollwertigen Brückenbauwerk, welches nicht nur eine deutlich höhere Lebensdauer als das aktuell vorhandene Bauwerk besitzt, sondern darüber hinaus auch belastbarer und mit höherer Geschwindigkeit befahrbar wäre.

Es zeigt sich somit deutlich, dass bei Infrastrukturvorhaben, egal welcher Art, eine Vielzahl von Parametern zu betrachten sind, um eine objektive Beurteilung treffen zu können.